Die Babesiose der Säugetiere gehört mittlerweile zu den wichtigsten parasitären Erkrankungen. Die zu der Ordnung der Piroplasmen gehörenden Erreger werden durch Zecken übertragen.
Perakute oder akute Infektion:
Ab dem 5. bis 28. Tag p.i. treten unspezifische klinische Erscheinungen wie Fieber, Apathie, Appetitlosigkeit auf. Es kommt zu Anämie und Ikterus; im Harn fällt eine massive Hämoglobinurie
auf.
Chronische Infektion: über Monate kommt es zu einer Abgeschlagenheit, mit intermittierendem Fieber und Anämie, die Tiere magern ab.
1.2 Erreger
- Beim Hund: Babesia canis, B. vogeli, B. gibsoni, B. rossi
1.3 Übertragung
- Durch blutsaugende Zecken. Die verschiedenen Babesien-Arten sind weitgehend auf
unterschiedliche Zeckenarten adaptiert.
- Die Zecken treten dabei sowohl als Vektor als auch als Reservoir auf.
- Eine vertikale Übertragung ist bei Hunden bekannt.
Zentraleuropäische (Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen) Zecken als Babesien Überträger:
- Ixodes ricinus (Holzbock): B. microti, B. divergens,
- B. motasi (?)
- Ixodes persulcatus (‚östlicher’ Holzbock): B. divergens
- Ixodes hexagonus (Igelzecke): B. gibsoni (?)
- Dermacentor reticulatus (Auwaldzecke): B. canis, B. vogeli (?), B. caballi, B. microti (?)
- Dermacentor marginatus (Schafzecke): B. caballi
- Rhipicephalus sanguineus (braune Hundezecke): B. vogeli, B. gibsoni
- Rhipicephalus bursa (ohne dt. Namen): B. motasi, B. ovis, B. bigemina
- Haemaphysalis punctata (ohne dt. Namen): B. motasi, B. major
1.4 Klinik:
- Perakute oder akute Infektion: ab dem 5. bis 28. Tag p.i. treten unspezifische klinische
Erscheinungen wie Fieber, Apathie, Appetitlosigkeit auf. Es kommt zu einer Anämie, Ikterus, im Harn fällt eine massive Hämoglobinurie auf. Das Tier wird als Notfall
eingestuft.
- Chronische Infektion: Über Monate kommt es zu einer Mattigkeit, mit intermittierendem Fieber und Anämie, die Tiere magern ab.
1.5 Inkubationszeit: Variabel, 5 bis 28 Tage.
1.6 Präpatenz: 2 Wochen
1.7 Patenz: Die Erreger bleiben meist lebenslang im Blut nachweisbar (Prämunität).
1.8 Diagnostik:
Direktnachweis: ab dem 5. Tag während der akuten Phase können im Kapillarblutausstrich mittels Giemsa Färbung Babesien nachgewiesen werden. Als sensitivere Methode, die allerdings auch etwas
mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist eine PCR verfügbar.
Antikörpernachweis: Frühestens ab dem 10. bis 12. Tag p.i. können in einer Serum- oder Plasmaprobe Antikörper mittels indirekter Immunfluoreszenz (IIFT) nachgewiesen werden. Hierbei ist zu
beachten, dass der Antikörpernachweis gattungs- z.T. auch artspezifisch ist.
1.9 Therapie:
- Imidocarb-Dipropionat (Carbesia®) 2 x im Abstand von 2 Wochen 3 mg/kg KGW s.c. (auch i.m.), entspricht 0,25 ml Carbesia® / 10 kg KGW. Laut Hersteller genügt eine Injektion.
Alternativ Imizol®.
- Alternativ Phenamidin (Oxopirvedine®) 1x 15 mg/kg KGW s.c., Wiederholung nach 48 Stunden bei persistierender Symptomatik.
1.10 Prophylaxe:
- Impfprophylaxe: Im europäischen Ausland sind die Impf-Präparate Nobivac® Piro von
Intervet (Essex) und Pirodog® von Merial verfügbar. Es besitzt aber nur der Impfstoff
Nobivac® Piro von Intervet (Essex) eine EUZulassung, die somit auch für Deutschland gilt.
In Deutschland wird Nobivac® Piro jedoch nicht vertrieben. Nobivac® Piro darf aus der EU (derzeit Frankreich) nach Deutschland importiert werden und auch eingesetzt werden. Für die Einfuhr
von Nobivac® Piro aus der Schweiz (kein EU Land) muss eine tierseuchenrechtliche Einfuhrgenehmigung beantragt werden.
- Chemoprophylaxe: Imidocarb-Dipropionat (Carbesia®) 1 x 6 mg/kg KGW s.c. (auch i.m.),
entspricht 0,50 ml Carbesia® / 10 kg KGW. Verabreichung bei Reiseantritt, die Dauer der
Schutzwirkung beträgt 4-6 Wochen.
- Verhaltensprophylaxe: Zeckenbiotope sind zu meiden.
- Zeckenprophylaxe (für den Hund). Eine Zulassung um Schutz vor Rhipicephalus sanguineus
haben die Halsbänder Kiltix® und Scalibor®, sowie die Spot-on Präparate Advantix®, Exspot® und Frontline®. Eine Zulassung zum Schutz vor Dermacentor reticulatus hat derzeit
nur das Spot-on Präparat Advantix®.
1.11 Infektionsgefahr für den Menschen und Tiere
- Zoonoseerreger sind: Babesia microti und B. divergens.
- Rhipicephalus sanguineus kann sich auch in beheizten Wohnungen halten und vermehren,
sie bleiben für mehrere Monate für andere Hunde infektiös.